Philosophische Gedanken

19.12.2021

Unlängst hörte ich das Interview von Martin Schleske, einem renommierten Geigenbauer, auf Radio Ö1. Er verwendet nur das Holz von Bergfichten für seine besonderen Geigen. Dabei beschreibt er eine Metapher zum menschlichen Leben. Nur die Bergfichten können aufgrund ihres Reaktionsholzes, welches sie aufgrund von Störungen und Krisen bilden, den richtigen Klang für seine Geigen produzieren. Diese Erkenntnis hat mich sehr inspiriert. Es sind nicht die wohlgenährten Fichten aus dem Tal, welche ein nährstoffgetränktes Splintholz vorweisen, sondern es sind die krisengebeutelten Fichten vom Berg mit ihrem harten Holz, denen der Hobel des Meisters den besonderen Ton entlockt.


Ich denke, diese Metapher finden wir ebenfalls beim Bergsteigen, wo der Weg das Ziel ist. Nicht der einfache Weg ist das Ziel, wie es uns das "Bergsteigen light" vermitteln möchte, weil es gerade trendy ist. Heute einen Klettersteig, morgen etwas surfen und am nächsten Tag einen Städtetrip. Ich poste auf Instagram also bin ich. Es ist die langjährige Passion, die Hingabe, der Verzicht, die Disziplin und auch die Demut gegenüber der Kraft des Berges und auch gegenüber anderen Bergsteigern. Vielleicht ist es die Demut sich mit jenen zu freuen, die viel stärker am Berg unterwegs sind als man selbst oder auch mit jenen großzügig zu sein, denen offensichtlich noch Erfahrung und Lernschritte fehlen. Haben wir nicht einmal alle klein angefangen?


Sich in Demut zu üben und nicht dem Hochmut zu verfallen, sowie das Zepter für die Passion des 
"Universal-Bergsteigen" hochzuhalten, sollte das zukünftige Credo sein. Wir sehen den moralischen Werteverlust nicht nur in der Politik, in der Wirtschaft, bei Demonstrationen oder in der Jugend, sondern auch im Bergsteigen. Die Vorbildfunktion des Bergsports für eine gelungene und demütige Lebensführung mit Moral, Werten und Solidarität wird in der hedonistischen Spaßgesellschaft bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Vorbei sind die Zeiten von einzelnen (Kriegs)Berghelden und einem angeblichen Kampf mit dem Berg, ist es doch gerade jener Berg, welcher uns aus unserer begrenzten Komfortzone von Scheuklappen und Gewohnheiten herauslockt und unser abgestumpftes Dasein in irgendwelchen sinnentleerten Tätigkeiten mit einer neuen und frischen Art des Spürens, Denkens und Handels beflügelt. Er zeigt uns seine Gefahren und gleichzeitig lässt er uns an seiner Schönheit teilhaben. Diese Lebensphilosophie ist am Berg immer präsent für all jene, die Inne halten können und hinschauen vermögen. In diesem Sinne wäre die Überlegung eines Paradigmenwechsels des heroischen Heldens(in) am Berg mit GPS-Uhr, Light-Equipment, Best-Begehungszeiten, Zahlenalpinismus & Instagram-Posting hin zu einem aufgeklärten Bergsteiger-Ethos mit Erfahrung, Weisheit und leuchtenden Augen am Gipfel, eine lohnenswerte Überlegung.


REINHOLD MESSNER:

"Heute wird das Bergsteigen immer mehr zum Sport. Das Erlebnis tritt in den Hintergrund, der Rekord in den Vordergrund.... Durch die vielen präparierten Wege oder auch die präparierten Klettersteige werden die Berge zu leicht genommen...  Ich nenne es, ohne es abzuwerten, Pisten- oder Zahlenalpinismus. " (2012, Interview Merkur.de)


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MAG. GABRIEL ALEXANDER
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