Ronde & Dent du Geant
Eine Tour auf den RONDE 3.792m und meine zweite Besteigung des DENT DU GEANT 4.013m.
Nach unserem gelungenen Abenteuer in der Gran Paradiso Nordwand waren wir bestens akklimatisiert, aber auch müde. 1,2 Tage Pause wären nicht schlecht gewesen, aber was tut man nicht alles für die antrainierte Höhenluft. Also ging es zeitig zur Seilbahnstation und zur Turiner Hütte. Dort packten wir die Tourenrucksäcke und dann gings auf die "kleine" Haustour. Der Ronde ist quasi der kleine Hausberg mit kurzem Zustieg, aber am Mont Blanc ist eigentlich nichts wirklich klein.
Unser eigentliches Ziel die Ronde Nordwand mussten wir verwerfen. Unsere Füße waren noch zu müde, außerdem konnten wir beim Zustieg zum Berg einen erheblichen Steinschlag in der Tour feststellen. Die Nordwand bietet sich wohl eher im Juni, Juli an, wenn es nicht so heiß ist. Die Dimensionen am Mont Blanc sind riesig. Wir bewegen uns hier fast nur in Anfänger und Einsteigertouren. Wer hier genug Kondi hat, kann locker mal 4 Tage in einem Grat klettern, bis er oben ist. Der Ronde Südostgrat (eine der leichten Touren am Mont Blanc) übertrifft locker den Stüdlgrat am Glockner an Schwierigkeit und Länge. Gut, das ist jetzt für uns auch nicht die große Schwierigkeit gewesen. Angefangen von Randkluften geht die Tour über in eine schöne Granitkletterei im 2,3 Grat. Die Wegfindung war nicht immer ganz eindeutig, dafür sind aber auch wenig Leute am Berg gewesen. Zum Schluss kommt noch einmal ein Wechtenkamm, den man bergauf auch ohne Steigeisen verantworten kann. Dann eine kurze Schlusskletterei und man steht bei der Gipfel-Madonna. Der Blick auf den unmittelbaren Mont Blanc ist wunderschön. Man steht auf einem 3.792m hohen Berg und schaut nochmal nach oben auf die 4.810m des Mont Blancs. Raufklettern auf den Ronde ist einfach, aber jetzt muss man wieder alles abklettern. Wir nahmen mit einer anderen Seilschaft den Schnellausstieg und mussten dreimal mit zwei 60er Seilen abseilen. Weiter unten im Gletscher gibt es eine riesige Randkluft bzw. Spalte, die wir einfach, aber actionreich überwinden konnte.
Die Turiner Hütte hat zwar nicht das beste Essen, aber die Bar ist sehr gemütlich und das Zimmer war sehr angenehm. Als Finale unserer Westalpentour ging es auf den Dent du Geant mit 4.013m. Der Rießenzahn ist das Wahrzeichen des Mont Blancs und gleichzeitig der Blitzableiter. Ich hatte die Tour schon einmal 2017 gemacht und hatte sie in guter Erinnerung. Nur waren damals etwa die Hälfte weniger Leute. Selber schuld wenn man an einem Sonntag in diese Modetour einsteigt. Nach einigen Verhauern beim Zustieg kamen wir am Einstieg der 4er Klettertour an. Bis jetzt sah eigentlich alles ganz gut aus, aber nach der 3 Seillänge wussten wir bescheid. Vor uns stautet es, weil irgendjemand nicht klettern konnte. Wiederum andere wussten nicht, dass man bei sovielen Leuten auch keine 50er oder 60er Seillängen durchzieht und wiederum andere waren unterfordert und konnten nicht warten. Das sieht dann so aus: Einer zappelt (mangelnden Kletterkönnes) vor dir herum, du selbst stehst mit deinem Partner in der Mitte und wartest brav - gleichzeitig klettern von hinten 4 Personen schon über deinen Rücken. Was für ein Ambiente - das muss man wirklich wollen, ich gehöre nicht dazu. In manchen Phasen hatten wir 4-6 Seilstränge parallel in der Tour am laufen. Während ich mir überlegte, wie ein Heli hier am besten eine Bergung machen könnte, gab mein Seilpartner ordentlich Gas und wir erreichten sicher den Gipfel. Nach dem Abseiler gings zur Hütte und ich war froh, die Tour ein zweites mal geschafft zu haben. Weiß zwar nicht, ob ich sie je wieder machen werde, aber wie ich schon oft feststellen musste, hat das Leben immer seine eigenen Pläne mit mir.
