KLETTERN IN NIEDERÖSTERREICH?       DA IST ES DOCH FLACH?

Zur Abwechslung möchte ich einmal in meinem Blog über eine Tour von einem meiner vielen Hausgebiete im  südliches NÖ berichten. Immer wieder höre ich von Bergsteigern aus den alpinen Bundesländern, die verblüffende Frage, wo man den in Niederösterreich klettern kann? Ja, ich weiß, dass Hochschwab, Xeis, Dachstein, Hohe Tauern oder Lienzer Dolomiten im alpinen Klettern eine Dimension für sich sind, jedoch bietet NÖ mit seinen wenigen Gipfeln und Bergen eine Fülle an Kletterrouten mit kürzesten Zustiegen, die in ganz Österreich seinesgleichen sucht. Angefangen mit Peilstein, Keltenkalk und Hohe Wand bietet das südliche Niederösterreich eine schier endlose Zahl an Klettergärten und MSL-Routen vor den Toren Wiens. Wer höher hinaus möchte fährt in das Höllental mit Schneeberg und Rax, wo man hunderte Mehrseillängentouren zwischen 100m und 800m von hochalpin bis plaisir findet . Was den Zustieg betrifft, sind wir in NÖ schon ziemlich verwöhnt. Habe schon öfter mal den Kopf schütteln müssen, wenn man in den alpinen Bundesländern für eine 150-200m Kletterei drei Stunden Zustieg in Kauf nehmen muss. Das geht bei uns in 15 Minuten und der Blick in die Ebene mit Wechsel, Rosalia und Neusiedlersee hat auch sein Flair.

Genug Werbung gemacht für das südliche Niederösterreich, denn es wird dementsprechend am Wochenende schon zur Genüge frequentiert. Nicht nur das aus der Wien-Metropole die Erholungssuchenden in Scharen (und Autobahnstaus) herausströmen, auch die Kletterer aus Tschechien, Slowakei und Ungarn zieht es in das südliche Niederösterreich. Mittlerweile schon der Standard, dass sich am Wochenende dutzende Seilschaften gleichzeitig den Draschgrat hinaufquälen und sich mittels merkwürdigsten Seilkommandos, Ständebau und verhangenen Halbseilen gegenseitig blockieren. Unterm Strich kann man wirklich sagen, dass das südliche Niederösterreich wirklich viel zu bieten hat. Sogar "Randkluft-Feeling" am Wochenende gibt es bei uns.

PREINERWAND, MIT GÖTTLICHER HAND 6+, 195m

Genau um diesem Problem zu entgehen, haben wir uns für einen Frühstart auf der Rax entschieden. Mit ca. 1h Zustieg kamen wir zur Preinerwandplatte und packten Gurt und Seil aus. Die Route "Mit Göttlicher Hand" ist mit 6 (-6 obl.) gut gesichert und sicherlich die schönste Route in der Preinerwand. In der ersten Seillänge ist ein kleiner Überhang zu klettern. Danach eine leistige, gerade Wand. Ab der vierten Seillänge kommt eine kurze Platte. Die sechste Seillänge besteht aus Rissen und muss genau geklettert werden. Die Abstände sind etwas weiter, ab und zu ein 2,3 Friend kann hier helfen. Die letzte Seillänge hat es auch noch einmal in sich. Eine 6er Platte, verputzt wie eine Hausmauer, aber dafür sehr angelehnt. Mann muss mit Händen und Füßen voll auf Reibung gehen und gute Nerven bewahren. In Summe eine tolle Tour mit alpinem Flair und toller Umgebung. Ein Frühstart lohnt sich, da immer viele Seillschaften in den immer selben zwei Touren anzutreffen sind.

Hier mein aktuelles Tourenbuch, wo ich hauptsächlich MSL Touren festhalte. Auf der Hohen Wand bin ich bis jetzt 54 unterschiedliche Touren geklettert im 3-7 Grad. Einige Rotpunktbegehung sind dabei noch offen geblieben. Der Vorteil bei der Hohen Wand ist aber, dass es so viele Touren gibt. Eine Tour, die ich seit mehreren Jahren nicht mehr geklettert bin, ist für mich oft wie eine Onsight-Begehung.

TOURENBUCH: